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Über das Chaos in der Welt und wie Beziehungen gelingen können

Wir stehen vor einem Scherbenhaufen. Ich persönlich wollte dies lange nicht wahrhaben, da in meiner Kindheit und Jugend in der unmittelbaren Umgebung sich noch ein heterogenes, vielfältiges, differenziertes und abwechslungsreiches Leben ereignete. Mit Beginn der 80er Jahre jedoch schien alles langsam abzuflachen und zu verebben. Damals glaubte ich, daß dies nur meine unmittelbare Lebensumgebung beträfe, mit den Jahren und Jahrzehnten allerdings gab es immer weniger spontane Zusammentreffen, weniger Kommunikation und Bekanntschaften, weniger Gespräche und gemeinsame Unternehmungen. Ich führte dies zurück auf meine persönlichen Lebensumstände. Nun aber, da sich diese auf so vollkommenene Art und Weise gewandelt haben, daß es praktisch keine persönlichen Beschränkungen mehr gibt stelle ich fest: da ist nichts mehr, was zu teilen vorhanden wäre. 

 

Was gäbe es denn zu teilen?

Ein gemeinsames Mahl, eine Feier, ein kulturelles Ereignis... fast unmöglich seit mehr als eineinhalb Jahren...

Weltanschauliche Gespräche und Gemeinsamkeiten... Manchmal, ungeplant und kurz schneit es eine Begegnung rein. Wie eine Schneeflocke...

Beziehungen... Da es kaum Begegnungen mehr gibt, entstehen keine neuen...

Woran unsere Welt scheitert

Bis in die 70er Jahre scheint es Konventionen und Maßstäbe gegeben zu haben, die es den Menschen ermöglichte, Gemeinsamkeiten zu leben, sich zu verständigen und Verbundenheit zu empfinden. Dabei waren einerseits die gesellschaftlichen Umstände, das Bildungsniveau, die Ausbildung und Berufe wegweisend, ob Menschen sich annäherten oder nicht. Manchmal sprang der Funke auch in Milieufremdes Territorium über, aber meist blieb man unter sich: Arbeiter und Arbeiter, Künstler und Künstler, Akademiker und Akademiker, Handwerker und HAndwerker, Adelige und Adelige. Dies habe ich erlebt und als ganz normal empfunden. es gab Berührungspunkte - die Kunst - und verbindende Elemente zwischen den Schichten, es gab Außenseiter, denen man mit Respekt begegnete: geheiratet und Geschäfte gemacht aber wurde meist innerhalb eines Milieus.

 

Dabei spielte die weltanschauliche Ausrichtung die größte Rolle: Politik, Religion, Atheismus, der brotlose Künstler, Materialismus und Geld, Naturschutz, usw. All dies stand fest gefügt auf dem Boden der Geschlechtlichkeit. Es gab  einige Unikums, wie schwule Ballettänzer, Valuliso, Wahnsinnige, die wie besessen von der Kunst, Literatur und  waren, an denen sich andere Gruppierungen delektierten. Natürlich gab es innerhalb dieser Zugehörigkeiten Konkurrenz, Neid, Rivalität, Gemeinheit, Betrug etc. Im Großen und Ganzen aber war das Leben wie ein Gefährt mit vier Rädern, das fuhr.

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