Basierend auf den Büchern von Sabine Bode, insbesondere “Kriegskinder“ und der Schilderung der unbewältigten Traumata der Kinder der 30er Jahre, möchte ich einen auf eigener Erfahrung beruhenden Bericht schreiben.
Wenn man bedenkt, daß die Generation der vor und um die Jahrhundertwende Geborenen die Träger nationalsozialistischer Ideale, mit all ihren mannigfaltigen Ausprägungen waren, wird eines klar erkennbar:
ohne deren preussische Erziehung, die auf unreflektiertem Gehorsam, Unterwerfung und Gewalt beruhte, wäre es nicht möglich gewesen dieses verbrecherische System zu installieren.
Vor kurzem habe ich eine Dokumentation über die Nachkriegskinder gesehen:
Was hier ins Auge springt ist, neben sprachlicher Ausdrucksfähigkeit auf höchstem Niveau, die unbedingte Angepasstheit. Da gibt es keine Entgleisung in Sprache und Benehmen. Lauter Bonsais.
Mit welchen Erziehungsmethoden erreicht man bei Kindern und Jugendlichen solch eine Korrektheit??
Wo bleibt die spontane Lebensfreude? Ja, wie muß man vorgehen, um die Jugend zu solchen Menschen zu erziehen??
Wie sonst hätte sich die geistige Welt des Nationalsozialismus entwickeln können, als wenn da nicht fruchtbarer Boden vorhanden gewesen wäre, nämlich Menschen, die, hingeprügelt von den eigenen Eltern, Lehrern, Pastoren, Priestern und Erziehern, es gewohnt waren, unhinterfragt zu gehorchen, es hinnahmen bestraft zu werden für das kleinste Vergehen, die Erniedrigung, Verhöhnung, Verspottung als alltäglich kannten.
SPRINGE NICHT, RENNE NICHT, SINGE NICHT, PFEIFE NICHT, SPRICH NUR WENN DU GEFRAGT WIRST. TUE WAS MAN DIR SAGT, SITZ GERADE, ZEIGE KEINE SCHWÄCHE, WEINE NICHT, BEHERRSCHE DICH UND ZEIGE KEINE REGUNG.
Beinahe alle Kinder die zwischen 1945 und 1953 geboren waren, haben Bekanntschaft mit Erziehungsmethoden gemacht, um diese Ziele zu erreichen: Prügel und psychische Gewalt.
Die Eltern dieser Kinder hatten selbst diese Methoden erlebt und haben sie unreflektiert weiter angewendet.
Wie sollte man diesen gequälten Menschen einen Vorwurf machen, daß sie meinten durch “Antiautoritäre Erziehung“ und durch eine politische Umformung zu einer neuen toleranten Gesellschaft, mit Gleichberechtigung, Freiheit und Rücksichtnahme auf die Schwächsten, mit Akzeptanz und Gleichberechtigung zu erreichen um sich von ihrer eigenen Geschichte endlich zu befreien? Dies ist alles erklärbar und verständlich.
Was jedoch vergessen ging und nicht stattfand ist die kollektive Bearbeitung dieser alten preussischen Ideale der Tüchtigkeit.
Und so hat sich heute eine tolerante Gesellschaft gebildet, die Ordnung verabscheut, weil sie diese mit Macht gleichsetzt und die ihre Tüchtigkeit über 70 Jahre lang dem Wirtschaftswachstum übertrug.
Es war ein Irrtum zu meinen, eine äußerliche Änderung der politischen Verhältnisse hin zu Toleranz würde automatisch eine innerliche Anlage, die durch Erziehung hin zu Dominanz und Unterwerfung geführt hat, tilgen und bereinigen. Verständlich aber leider ein Irrtum.
Denn jetzt haben wir den Salat: eine grenzenlose Gesellschaft, überforderte Polizei, ja, nicht immer und überall, eine schwache Justiz, eine große Zahl an Migranten aus autoritäreren Gesellschaften, die ihre eigenen Regeln nach Europa bringen und leben: “ aber Ismael war doch der Erstgeborene...“.
Da ist etwas gründlich mißverstanden worden und ordentlich misslungen: nämlich das Begreifen, daß man niemanden und schon gar keine Kinder mit Züchtigung erziehen kann und daß es eine öffentliche Ordnung braucht, die auf Werten wie Ebenbürtigkeit, Respekt und Würde beruht. Und zwar immer und ausnahmslos.
Menschlichkeit und Respekt ist mit Prügel und Bestrafung nicht zu erreichen. Natürlich ist Gewalt in der Erziehung heute verboten. Die Mechanismen in der Erziehung, das Drohen und Gehorchen sind immer noch da.
Jetzt wird diese gedemütigte Generation alt und sieht, was sie hervorgebracht hat: eine Welt des materiellen Überflusses, die alles ausbeutet und die Erde vergiftet, sowie einen drohenden gesellschaftlichen Zusammenbruch, chaotische Zustände und wirtschaftlicher Niedergang.
Dies ist schauerlich, denn die preussische Erziehung wurde mit Tüchtigkeit kompensiert, die Aufgabe einer rigiden Gesellschaft holt sich fremde rigide Gesellschaften herein. Auf das kann eigentlich nur ein Totalzusammenbruch folgen, nicht wahr?
Kann man etwas tun? Und wenn ja, was? Oder anders gefragt, was wäre zu tun? Ist denn der Ruf nach rigiden politischen Kräften eine Lösung? Gibt es denn überhaupt eine Möglichkeit, daß dieser Prozess nicht im vollkommenen Chaos endet?
Noch immer herrscht Macht und Ohnmacht, Ausbeutung und Vernichtung. Daran hat sich nichts geändert. Diese althergebrachten Kulturtechniken in Anerziehung des Kuschens und der Dominanz wurden nicht aufgearbeitet.
Es ist eine egoistische, narzisstische Gesellschaft entstanden, die keine Grenzen mehr akzeptiert, die meint alles tolerieren zu müssen.
Und hier sehe ich die einzige Möglichkeit für den einzelnen, aber auch für Deutschland und Österreich zur Gesundung: innerhalb seiner Grenzen zu bleiben, sich nicht in symbiotische Beziehungen zu begeben, Grenzen zu respektieren, keine Macht auszuüben und zu versuchen ein möglichst authentisches Leben zu führen.
Ein Versuch wäre es wert, um in Frieden leben zu können oder?
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